Reise nach Kambodscha: Ein tief beeindruckendes Erlebnis

„Nach beinahe vier Jahren Planung und drei fehlgeschlagenen Anläufen gelang es mir endlich, meinen lang gehegten Traum zu verwirklichen: eine Reise nach Kambodscha. Mein Ziel war es nicht nur, das Land und seine Menschen kennenzulernen, sondern vor allem die Wirkung des Engagements von Eyes Open in Zusammenarbeit mit der Ponheary Ly Foundation (PLF) zu erleben. Bei mehreren Besuchen der Schulen und Learning Center hatte ich dazu reichlich Gelegenheit. Begleitet von Lori Carlson, der Präsidentin der PLF, durfte ich bei der Vorbereitung und Verteilung von Mahlzeiten an den Schulen helfen, an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen und mir einen umfassenden Eindruck verschaffen. Ein besonderes Highlight war für mich die Begegnung mit Ponheary Ly selbst, die mich tief berührt hat.

Was mich besonders beeindruckte, war die allgegenwärtige Freundlichkeit und Dankbarkeit der Kinder und Jugendlichen sowie die wie selbstverständlich herrschende Disziplin. Nichts, was in den Schulen oder Learning Centern angeboten wird, scheint als Selbstverständlichkeit angesehen zu werden. Die Schülerinnen und Schüler wissen die Einrichtungen, die sie nutzen dürfen, sehr zu schätzen, da Bildung ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Zukunft und die ihrer Familien selbst zu gestalten.

Ein Beispiel dafür sind die Büchereien, in denen die Kinder vor Ort lesen und spielen können. Bücher können auch ausgeliehen werden, um sie zu Hause zu lesen oder den Familien vorzulesen. Der Besuch der Bücherei ist in den normalen Unterrichtsplan integriert, um das Lesenlernen abwechslungsreich zu gestalten. Die Mitarbeitenden der PLF widmen der Einrichtung der Büchereien viel Aufmerksamkeit. Es gibt beispielsweise auch die Möglichkeit, Schach zu spielen, was besonders bei den Jungen sehr beliebt ist und ihnen hilft, Ruhe zu finden und ihre Konzentrationsfähigkeit zu verbessern.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die Mentoring-Veranstaltungen und Workshops für die Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse. Im Mentoring-Programm lernen die Jugendlichen ältere Kolleginnen und Kollegen aus ihrem Dorf kennen, die bereits die Schule oder einen Beruf abgeschlossen haben. Durch deren Erfahrungsberichte erhalten sie ein Bild davon, welche Möglichkeiten sich durch Bildung eröffnen können. Diese Programme steigern die Motivation zur Schulbildung und bauen Ängste ab. Bemerkenswert ist, dass diese Veranstaltungen an Sonn- und Feiertagen stattfinden und trotzdem von vielen Jugendlichen freiwillig besucht werden – ein Zeichen für das hohe Interesse an persönlicher Entwicklung.

Ebenso beeindruckend ist die Bereitschaft der Jugendlichen der 10.-12. Klasse, an Workshops im Siem Reap Learning Center teilzunehmen. Diese Workshops behandeln altersspezifische Themen und stärken die Motivation einen Beruf zu erlernen. Auch sie finden an Wochenenden statt und werden durch ältere Schülerinnen und Schüler durchgeführt. Die rege Beteiligung zeigt, wie sehr sich die Teilnehmer in ihren Fragen und Problemen ernst genommen und unterstützt fühlen.

Besonders berührt hat mich, wie ehemalige Schülerinnen und Schüler das, was sie während ihrer Ausbildung erhalten haben, weitergeben. Viele kehren als Lehrkräfte oder in anderen Berufen in ihre Dörfer zurück und unterstützen so ihre Gemeinschaft. Manche teilen sogar ihre Wohnungen in der Stadt mit jüngeren Familienmitgliedern oder anderen Jugendlichen aus ihrem Dorf, um ihnen bei der Ausbildung zu helfen. Diese Form der Nachhaltigkeit bestätigt mir, dass unser Engagement auf dem richtigen Weg ist.

Unser Ziel ist es nicht, alle Probleme zu beseitigen, sondern diejenigen zu unterstützen, die bereit sind, den Weg der Veränderung einzuschlagen und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Diese Reise hat mich zutiefst beeindruckt und in der Überzeugung bestärkt, dass unsere Arbeit einen wertvollen Beitrag leistet.“

Michael Regenfuss, Mitglied des Stiftungsrats